Die Wurzelwerker:innen stellen sich vor

Angesichts der Ereignisse der letzten Zeit haben wir uns entschlossen, unser Leben selbstbewusster zu gestalten. Wir entdeckten, dass bisher Bewährtes auch für die Zukunft eine krisenfeste Lebensgrundlage ist. Wir wollen dies gemeinsam tun.

Wir WurzelwerkerInnen treffen uns seit geraumer Zeit zu Gesprächen und gemeinsamen Aktivitäten. Bald wurde uns klar, dass wir uns um unsere unmittelbare Lebensumwelt selbst kümmern müssen. Das Bedürfnis, uns im Netzwerk unserer kulturellen Wurzeln zu verankern, hat uns diesen Namen gegeben.

Wir verfügen über vielfältige, oft jedoch auch brachliegende Talente. Viele Generationen vor uns haben mit ihrer Hände Arbeit ein großartiges Erbe geschaffen, dass es gilt respektvoll anzunehmen, mutig neu zu denken und mit Freude weiter zu geben. Dieses Erbe besteht aus unseren Häusern, Höfen und deren Werkstätten, der Kultur unserer Gärten und des geschaffenen Landes (Kulturlandschaft), getragen von der Nachbarschaft in unseren Dörfern. Diese Erbschaften bieten uns gratis jene Ressourcen, um die Souveränität über Nahrung, Wasser, Erholung und Lebensgestaltung beizubehalten. In vielen Bereichen unseres Alltages gibt es Möglichkeiten, für uns selber zu sorgen. Dank unseres Erbes, haben wir ein einfacheres und sichereres Leben oft selber in der Hand. Es beginnt mit der Achtsamkeit – und führt in überraschend neue und lebendige Ideen.

Wir schätzen unsere derzeitige Situation realistisch ein; Die konzern-diktierte Globalisierung ist wie ein reißender Strom. Eben deshalb ist die Verwurzelung in der eigenen Kultur lebensnotwendig.

Zum Nachdenken... Einst kam ein Mann zum Propheten Elias. Ihn bewegte die Frage nach dem Himmel und Hölle, wollte er doch seinen Lebensweg bewusst gestalten. Da nahm ihn der Prophet bei der Hand und führte ihn durch dunkle Gassen in einen großen Saal, wo sich viele ausgemergelte Gestalten um die Feuerstelle drängten. Dort brodelte ein einem großen Kessel eine köstlich duftende Suppe. Jeder der Leute besaß einen gusseisernen Löffel, der so lang war wie er selbst. Der Löffel war aufgrund seiner Größe zu schwer, um allein damit die Suppe zu schöpfen, und zu lang, um damit Nahrung zum Mund führen zu können. So waren die Menschen halb wahnsinnig vor Hunger und schlugen aufeinander ein vor Wut. Da fasste Elias seinen Begleiter am Arm und sagte: 'Siehst du, das ist die Hölle!' Sie verließen den Saal und traten bald in einen anderen. Auch hier viele Menschen. Auch hier wieder ein Kessel Suppe. Auch hier die riesigen Löffel. Aber die Menschen waren wohlgenährt, und man hörte in dem Saal nur das zufriedene Summen angeregter Unterhaltung. Männer und Frauen hatten sich zusammengetan. Einige tauchten gemeinsam die schweren Löffel ein und fütterten die Gegenübersitzenden. Umgekehrt geschah es ebenso. Auf diese Weise wurden alle satt. Und der Prophet Elias sagte zu seinem Begleiter: 'Siehst du, das ist der Himmel!'

Nossrat Pesechkian, pers. Arzt u. Psychotherapeut